Gefäße zählen zu den ersten Erfindungen der Menschheit und zu den ältesten von Menschenhand geschaffenen Objekten, die die Zeit überdauert haben. Ebenso die Techniken ihrer Herstellung. Uralte Materialien wurden über lange Zeiträume in sengender Hitze sorgfältig miteinander verschmolzen, oft von ganzen Gemeinschaften.

Gefäße waren eine entscheidende Erfindung, um kostbare Güter und Flüssigkeiten zu transportieren und zu lagern. Die Möglichkeit, Güter wie Flüssigkeiten zu unseren Angehörigen zurückzubringen, trug maßgeblich zur Stärkung unserer Bindungen und zum Überleben bei. Teilen, Fürsorge und Achtsamkeit füreinander und für die Welt machten uns letztendlich zu Menschen. Bis heute gilt das gemeinsame Trinken oder Essen im Gespräch als eine der kultiviertesten und verbindendsten Aktivitäten.

Kleine, handgefertigte Gefäße gehören zum Alltag, doch die allgegenwärtigen, industriell gefertigten Objekte werden selten für mehr als ihre Funktion oder vielleicht eine sentimentale Erinnerung geschätzt. Ein handgefertigtes, einzigartiges Gefäß hingegen lenkt die Aufmerksamkeit auf den Augenblick, die Sinne und die Schönheit. Für einen Künstler ist die sorgfältige und liebevolle Gestaltung eines Gefäßes ein Ausdruck von Liebe und Verbundenheit.
Jemandem ein Gefäß zu schenken, das in einem aufwendigen und sorgfältigen Prozess gefertigt wurde, drückt etwas von unschätzbarem Wert aus. Es ist die Weitergabe von etwas, das einerseits eine scheinbar klare Funktion hat und andererseits Ausdruck von Kreativität, Können und Schönheit ist.

Die Gefäße dieser Ausstellung sind zarte Kunstobjekte, die Freude und Verbundenheit in Ihren Alltag bringen. Sie sind auch Stücke aus Erde und Sand, die zu Objekten verschmolzen sind, die Tausende von Jahren auf diesem Planeten bestehen könnten.
Es liegt an uns, wie wir die Dinge sehen. Während wir an einer kostbaren Flüssigkeit aus einem sorgfältig gefertigten Gefäß nippen, können wir uns fragen, wie die Bestandteile des Tons, die Glasurschichten und seine Zusammensetzung zusammengefunden haben. Wie der Sake in einem ähnlich hingebungsvollen und aufwendigen Prozess gebraut wurde. Wie sie zusammen schmecken. Und wie sie uns gefunden haben. Wie wir alle zueinander gefunden haben. Wie sich unsere Wege gekreuzt haben. Darüber nachzudenken, kann unser Herz öffnen, uns diesen Moment genießen und wertschätzen lassen. Und unsere Fähigkeit stärken, uns selbst und anderen gegenüber wohlzufühlen. Und das ist wahrscheinlich der Grund, warum wir hier sind.

Witold Riedel, November 2025, Ajuda, Lissabon